Noch bis zum 7. Januar zeigt Kunstbetrieb 7 in Ludwigsburg die aktuellen Werke der jungen, in Berlin lebenden Künstlerin Katrin Kampmann, in deren Malerei Abstraktion und Figuration, Reales und Surreales fusionieren. Durch die Farbe und Mehrschichtigkeit entsteht eine Explosion aus der neue und zugleich vertraute Szenerien.
1979 in Bonn geboren, geht Katrin Kampmann, nachdem sie als Kind einige Jahre in Paris gelebt hat, nach Berlin und studiert von 2001 bis 2006 unter Prof. K. H. Hödicke an der Universität der Künste und erhält den ehrenvollen Meisterschülerpreis. Schon kurz darauf wird sie von der Galerie Michael Schultz in Berlin neben bekannten Künstlern wie Cornelia Schleime und damals Norbert Bisky vertreten.
Katrin Kampmann, Persönliche Motive, 2009, Tusche, Acryl, Duck und Öl auf Leinwand, 150 x 200 cm © K. Kampmann"
Bereits Ende 2007-2008 hängen ihre Werke in der Kunsthalle Rostock neben zeitgenössischen Werken aus einer der bedeutendsten europäischen Privatsammlungen des niederländischen Sammlerehepaares Knecht. Neben berühmten Zeitgenossen der älteren Generation wie Penck, Baselitz und Lüpertz befinden sich vor allem Arbeiten jüngerer Künstler in der Kollektion.
2008 wurde die Kampmann von Hans Grothe entdeckt, Vater des Bauherrn des Concorde Hotels in Berlin und erfahrener Kunstsammler. Er beauftragt die junge Künstlerin, Werke für das Concorde Hotel zu schaffen. Kaum aus dem Fahrstuhl gestiegen, überwältigen ihre farbigen Großleinwände in der ersten Etage sowie in der Brasserie Le Faubourg. Dort stellt Katrin Kampmanns "Frühstück im Freien" nicht nur ein historisches Zitat dar, mit dem sie spielt, sondern setzt auch einen überaus farbenfrohen Akzent.
2009 sind ihre Werke unter denen der deutschen Künstler in der Show "Kunstdialog in gemeinsamer Bewegung” im Museum of Art in Wuhan-China vertreten, eine Gruppenausstellung, die vom Goethe Institut und dem Auswärtigen Amt in Wuhan unterstützt wurde. Auch über ihre Einzelausstellung im selben Jahr in der Galerie schultz contemporary, "Die einfache Explosion", wurde mehrfach berichtet.
"Katrin Kampmann, Abschied von gestern, 2009, Tusche, Acryl, Druck und Öl auf Leinwand, 250 x 400 cm (Diptychon) © K. Kampmann"
In der Malerei von Katrin Kampmann fusionieren Abstraktion und Figuration, Reales und Surreales. Durch die Farbe und Mehrschichtigkeit entsteht eine Explosion, aus der neue und zugleich vertraute Szenerien entstehen.
Katrin Kampmann malt, was sie umgibt. Freunde, bekannte oder imaginäre Personen nach fotografischen Bildern. Auf den großformatigen Leinwänden herrscht eine gewisse Spannung, Heftigkeit und Emotionalität und eine wahrhaftige Farbexplosion. Leuchtende Farbflächen und Farbkleckse prallen auf die figurativen Darstellungen des Alltags. Ihr dynamischer Gestus kontrastiert mit den teilweise perfekt geformten Farbflecken, die die Flächen übersäen. Die malerisch reduzierten und verfremdeten Gestalten oder Silhouetten schimmern durch tapetenartige Muster, bewegen sich auf, vor oder hinter verschiedenen Flecken. Vordergrund und Hintergrund, Personen, Gegenstände, Farbflächen und Kleckse fließen ineinander und durcheinander. Ein zuerst wild wirkendes, doch hochrangig organisiertes System. Werke, die immer wieder ein optisches Erlebnis sind und den Betrachtern die Freiheit geben eigene Assoziationsketten zu finden.
Die junge Malerin kombiniert meisterhaft die unterschiedlichsten Maltechniken zu einem perfekt arrangierten Ensemble. Ihre expressive Malerei mit dem Pinsel wird durch die überlagernden Drucke zu einer Art Ordnung aufgerufen. Ob Tusche, Acryl oder Öl, sie trägt die Farbe mit dem Pinsel auf, schüttet, drippt oder sprüht. Ob horizontal auf dem Boden oder vertikal an der Wand, der permanente Wechsel der verschiedenen Techniken erfordert einen harten Körpereinsatz bei der Anfertigung der großformatigen Leinwände.
"Der Zufall spielt bei meiner Arbeit schon eine gewisse Rolle. Er gibt mir die Möglichkeit, mich immer wieder zu hinterfragen", sagt die Malerin.
Und Schnelligkeit ist bei ihren Techniken ebenfalls gefragt. Oft muss sie schnell eingreifen, noch bevor die Farbe trocknet, und das heißt geschickt agieren mit den unvorhersehbaren Formen und Strukturen, die z. B. durch die Drucktechnik entstehen.
In der Ausstellung „Abschied von gestern“ werden 15 aktuelle Werke gezeigt, die in den hellen, großen Galerieräumen des Kunstbetriebs 7 hervorragend zur Geltung kommen. Anhand von Schablonen stellt die Künstlerin in ihren jüngsten Gemälden Klone anderer Flecken her und kann sie unendlich wiederholen. Dadurch erhalten die Flecken etwas Künstliches, Technisches, Perfektes und stellen neben dem Gestus ihrer expressiven Malerei Kontrolle und Synthetik dar. Sie thematisiert in ihren jüngsten Werken die Omnipräsenz der Bilder in unserer Gesellschaft anhand von Motiven wie Laptop, TV und Handybildschirm. Die Perfektion der modernen Technik prallt auf die menschliche Unperfektion.
In "Persönliche Motive“ etwa steht auf der linken Hälfte des Bildes eine Frau. Der fleckige Boden, der als Diagonale die untere Bildhälfte einnimmt, gibt den sonst eher flächigen Bildern hier eine Tiefe. Die Frau posiert dem Betrachter zugewandt in einer Kampfgeste, die Faust nach vorne. Mit ihrem Look und der Umhängetasche wirkt sie jung mit dynamischem, fast aggressivem Gestus. In der Mitte des Gemäldes „explodiert“ ein Farbfleck, wie ein Feuerwerkskörper, den die Frau zu uns wirft. Eines der kraftvollsten Werke dieser beeindruckenden Einzelausstellung.
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